G e s c h i c h t e    H i r s c h d e n k m a l









Das Briesener Hirschdenkmal

( Zusammenfassung:  R. Kramarczyk )

 

An der Stelle, wo im Jahre 1696 der legendäre 66-Ender königlich erlegt wurde, steht inmitten des Waldes, am Wegesrand zur Kersdorfer Schleuse, das berühmte Briesener Hirschdenkmal.

Es war der 18. September 1696, als Kurfürst Friedrich III. (Er wurde später als Friedrich I. zum ersten Preußenkönig gekrönt und lebte von 1657 bis 1713) diesen kapitalen Rothirsch mit eigener Hand erlegte. Im Beiritt wurde er durch den Heidereiter Andreas Siebenbürger aus Biegen begleitet. Es war Siebenbürger, der den Hirsch entdeckte. 
Dafür bekam er 1702 nach einem Bittschreiben von Friedrich I. die „Freiheiten eines wüsten Bauernhofes mit 3 Hufen Land“ in Biegen. Die Pacht- und Abgabenfreiheiten galten auch für seine Erben. 
1745 wird der Hof an den Förster Reichen zu Schadow verkauft mit all seinen Freiheiten. 

In den Jahren 1695 bis 1699 erschien in Hamburg eine Schrift, in der dieser Abschuß des 66-Enders beschrieben wurde. Die Geschichte wurde in die „Chronika der Weltgeschichte“ aufgenommen. Von dem Hirsch ließ der Kurfürst Kupferstiche anfertigen, die er hin und wieder verschenkte. Auch der Chronist Beckmann schrieb in seiner „Historischen Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg“ 1751 über den 66-Ender und den Abschuß. 
Das Geweih wurde „in Holz und Gips“ kopiert und in unterschiedlichen Jagdschlössern ausgestellt. 
Das Original hing bis 1727/28 im Jagdschloß Königswusterhausen, die Original-Büchse im Hohenzollern-Museum Berlin. 

Wann das Hirsch-Denkmal errichtet wurde, ist nicht genau bekannt. Erstmals berichtete 1817 der Preußische Oberlandforstmeister Hartig über das steinerne Denkmal (15 Fuß hoch) und gibt die Inschrift der Denkmalsrückseite wieder:

 

„ Diesen Hirsch hat in der Brunftzeit mit eigener Hand geschossen der Durchlauchtigste / Großmächtigste Fürst und Herr / Herr Friedrich der Dritte / Markgraf und Kurfürst zu Brandenburg / im Amte Biegen auf der Jacobsdorfschen Heide / am 18. September anno 1696 / hat gewogen fünf Zentner 35 Pfund / nachdem er schon 3 Wochen geschrien“

 

Da diese Inschrift noch den Kurfürsten Friedrich III. (statt König Friedrich I.) erwähnt, ist davon auszugehen, dass es dieses Denkmal oder eine Tafel bereits vor Gründung des Preussischen Königreiches gab. Bekannt ist, daß bei ähnlichen Ereignissen oft eine Gedenktafel aufgestellt wurde. In mancher Literatur taucht das Jahr 1706 als Denkmalseinweihung auf. Wahrscheinlich wurde unmittelbar nach dem Abschuß tatsächlich eine Tafel mit der o.g. Inschrift aufgestellt und 10 Jahre später das Denkmal errichtet.

Der Heidereiter A. Siebenbürger, der am Hirschabschuß beteiligt war, bekundet 1707 sein Mitwirken am Denkmalbau. Das aus Stein gefertigte Geweih für das Denkmal wurde mit dem Kahn auf dem Wasserweg hierher transportiert.

Es sind zahlreiche Sanierungen und Neuerrichtungen nachgewiesen. Trotzdem sind die Größe und die Form des Denkmales bis heute unverändert geblieben. 1925 wurde das Denkmal „stark demoliert“ und mußte neu aufgebaut werden. Im 2. Weltkrieg wurde es fast vollständig zerstört und erst in den 70er Jahren nach Originalvorlagen wieder aufgebaut. Die letzten umfangreiche Sanierungen waren zur 300– Jahrfeier des Hirschabschusses im Jahre 1996 und im Frühjahr 2009. Praktisch war es wieder ein kompletter Neubau aus Stein. 

Der weltberühmte 66-Ender war eindeutig ein kapitaler Rothirsch, der allerdings sonderbare Geweihverformungen aufwies. Es gab Gerüchte, dass Hirsche mit Schrotkugeln gezielt ins junge Geweih geschossen wurde, um eine größere Anzahl der Enden zu erzielen. Solche Geschichten bleiben wohl Gerüchte, denn zur damaligen Zeit konnten die Jäger kaum solch genaue Schüsse abgeben und außerdem werfen Rothirsche ihre Geweihe jährlich ab. 
Fakt ist, dass dieses Geweih eine seltene Trophäe darstellt.

Im Jahre 1883 beschreibt der Direktor Dr. Meyer am sächsischen zoologischen Museum in Dresden das Geweih. 
Mit dem Schädel (mit Haut und Haar) wog das Geweih 15,72 kg und er zählte 66 ungerade Enden, wobei „kleinere Zacken nicht mitgezählt wurden“. Er bezeichnet das Geweih zwar als monströs, aber nach allen Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Es gelangte vorerst ins Jagdschloß nach Königswusterhausen. 

Kurfürst August der Starke ließ damals das alte Jagdschloss Moritzburg (Nähe Dresden) von seinem Architekten Pöppelmann als prächtiges Barockschloss umgestalten und sammelte für seinen Speisesaal (Audienzsaal) außergewöhnliche Trophäen. 1727 bat August der Starke  seinen Nachbarn, dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. um den berühmten 66-Ender.

Es soll schließlich zum Tauschhandel zwischen den Königshäusern gekommen sein. Preußen erhielt eine Kompanie hochgewachsener Grenadiere, die „Langen Kerls“ aus Sachsen und der 66-Ender schmückte dafür die Geweihsammlung im Schloss Moritzburg. Zeitzeugen berichten jedoch, daß Friedrich Wilhelm I. das Geweih den Kurfürsten in Sachsen schenkte, ohne Gegenleistung. Ab dem Jahre 1728 war der 66-Ender nicht mehr in Wusterhausen.

Erst zur 200-Jahr-Feier schickte der König von Sachsen das Original-Geweih nach Briesen.

Alle Großgrundbesitzer und Forstbeamte der Umgebung nahmen an diesem Fest am Hirschdenkmal teil.
Das Originalgeweih kam danach nicht wieder zurück nach Briesen. 

Seit jener Zeit gibt es zahlreiche Kupferstiche, Zeichnungen und Abbildungen vom 66-Ender, Beschreibungen und Geschichten und unzählige Touristen besuchten das Denkmal. Die Gemeinde Briesen nahm den Hirsch ins Wappen auf und sorgt für die Erhaltung und Sanierung des Denkmales.