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Geschichte der Schule in Briesen (Mark) und Kersdorf
 
Freundeskreis der Ortschronik Briesen (Mark) – Zusammenfassung: R. Kramarczyk 2011

 
Die Schulgeschichte eines Ortes erzählt viel über die historische Entwicklung der Einwohner. In Briesen gab es frühzeitig eine Gemeindeschule, die lange von der Küsterei getrennt war und wurde bereits 1575 beschrieben.
Der Schulmeister benutzte damals mit dem Gemeindehirten einen gemeinsamen Hausflur und die Naturalien als Lehrervergütung waren schriftlich geregelt. Diese Urkunde wurde 1854 in offizieller Gerichtsabschrift bezeugt.

 
Anfangs waren es die „stillen Handwerker“, meist die Schneidermeister, die Schulunterricht gaben.
Nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) mußten jedoch die Strukturen im gesamten Land neu aufgebaut werden. Brandenburg war verwüstest und fast ausgerottet. Kirche und Schulen waren geplündert und wahrscheinlich zerstört.
Vermutlich war die ehemalige Apotheke das genannte „Schulmeisterhaus mit Garten“, das 1702 beschrieben wurde.

Am 28. September 1717 erließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. eine Verordnung zur Schulpflicht in seinem Land. In Briesen wurde 1722 eine Schulstube direkt an die Kirche, die 1679 errichtet wurde, angebaut.

 
Die ältesten Schullehrer in Briesen Hans Krelitz (1653 – 1733) und Martin Perlewitz (auch Perlitzer geschrieben,
um 1650 - 1714) sind namentlich nachgewiesen. Für Kersdorf war es der Schneider und Schulmeister Gottfried Miecke, der um 1700 in den Kirchenbüchern auftaucht. Erst ab 1810 sind die Briesener Lehrer auch preußische Staatsbeamte, königliche Staatsdiener. Die Schulhäuser wurden jedoch von der Kirche und den Dorfeigentümern anteilig finanziert.

1763 wurde ein weiterer königlicher Erlaß zur Durchsetzung der Schulpflicht auf dem Lande in Preußen verordnet. Vermutlich war zu dieser Zeit auf dem Land die allgemeine Schulpflicht nicht richtig durchgesetzt, da die meisten Kinder auf den Feldern und in den Wirtschaften mitarbeiten mußten. Der König forderte aber nachdrücklich den Schulunterricht für Kinder bis zum 14. Lebensjahr und jedes Kind in Preußen, egal ob Junge oder Mädchen, mußte lesen, schreiben und rechnen können. Zusätzlich wurden alle Prediger verpflichtet an jedem Sonntag nachmittag der Gemeinde Religionsunterricht zu erteilen.

 
Bis 1811 hatte Kersdorf eine kleine und einfache Winkelstube. Ob diese Schule bereits dem großen Dorfbrand von 1804 zum Opfer fiel, ist nicht klar überliefert. Kersdorf hatte eigene Lehrer, war aber in Briesen eingepfarrt.
Ab 1811 gingen die Kersdorfer Kinder nach Briesen zur Schule, mit königlicher Genehmigung und laut Verhandlungen mit einer förmlichen Schulgemeinschaft mit Briesen (bis 1894).

 
1811 wurde vorgeschlagen, die Briesener Schulstube der alten Kirche durch Reparationen auszubauen, die daran liegende Hirtenwohnung zur Lehrerwohnung einzurichten und beide Gebäude miteinander zu verbinden.
Aber auch ein Schulneubau wurde vorgeschlagen, wobei man 80 bis 90 Schulkinder berücksichtigen sollte.
1824 wurde das alte Schulhaus in sehr schlechtem Zustand beschrieben. Ein Schulneubau wurde dringend nötig,
ohne den Unterricht zu unterbrechen. Die Genehmigung wurde 1824 erteilt. Um das Jahr 1828 wurde das neue Schulhaus fertiggestellt, mit einer Lehrer- und Küsterwohnung. Vermutlich war diese Schule bald wieder zu klein,
denn durch die Eisenbahn seit 1842, wuchs die Bevölkerung in Briesen rasant.

 
1830 wurde die baufällige Kirche aus dem Jahr 1679 gesperrt und der Glockenturm abgerissen.
Der Neubau der Kirche erfolgte erst 1837 auf dem neuen Kirchanger und wurde 1838 fertiggestellt und eingeweiht. Vermutlich befand sich die alte Schule direkt neben der baufälligen Kirche.

1834 wurde der Küster und Lehrer Friedrich Zeuschner Nachfolger des Briesener Schulmeisters Rudolph Hesse. Zeuschner diente über 50 Jahre in Briesen. Er klagte 1854 wegen zu wenigen Zuwendungen vor Gericht und sorgte dadurch für zahlreiche Akten und Dokumente, die bis heute überliefert sind. So ist der Genußzettel aus dem Jahr 1868 zur Vergütung der Küster- und Lehrerstelle in Briesen erhalten. Demnach standen dem Lehrer und Küster zu:
 

1. freie Wohnung
 

2. an Naturalien:
 
a: von jeder Bauernhufe 1 Scheffel (ca.50kg) Roggen in Summa (gesamt) 22 Scheffel

b: von der Kirche 2 Scheffel Roggen, nach dem Martini-Marktpreisen

c: die Brennholz- und Streuling– Gerechtigkeit (Holzzuteilung) in der königlichen Forst; diese ist neuerlich abgelöst und erhält der Stelleninhaber dafür 7 Klafter (1,88 Meter) Knüppelholz der Karthäuserheide, wofür er Schlaglohn zu zahlen hat
 

d: von jeder Bauernhufe wie von jedem Kossäthengut in Briesen und Kersdorf je 2 Eier, von jeder Büdnerstelle je 1 Ei
 

3. an Acker und Garten:
 
Bei der Separation (heute Müllroser Straße) sind der Stelle 9 Morgen (ca. 2,3 ha) und 159 Quadratruten (ca.0,22 ha) zugeteilt. Ein sogenannter Kohlgarten im Felde, 14 Quadratruten (ca. 200 m²) groß ist verblieben.
Außerdem gehören zur Stelle noch ein kleiner Garten am Hause und ein größerer Garten an der Dorfstraße neben dem Grundstück Grunert. (Nach Erbauung des neuen Schulhauses 1865 ist jener kleinere Garten weggefallen, der größere Garten um die Hofstelle Grunert ist kleiner geworden)
 

4. an Bargeld:
 
a: Schulgeld pro Kind jährlich 1 Thaler und 10 Silbergroschen (monatlich 3 Silbergroschen und 4 Pfennig)

b: eine Gehaltszulage von 20 Reichsthaler aus der königlichen Regierungs-Hauptkasse

c: aus der Kirchenkasse jährlich 2 Reichsthaler des Quartalsopfer von jeder eingepfarrten Familie, im Quartal 4 Pfennig
 

5. bei Dienstleistungen:
 
a: für eine Trauung 27 Silbergroschen und 6 Pfennig, außerdem 1 Tuch und das Opfer, für das Orgelspiel wird gesondert     bezahlt

b: für 1 Taufe nebst Kirchgang 7 ½ Silbergroschen und das Opfer

c: für Leichenpredigt mit Kollekte, Standrede und Abdankung 1 Thaler, 21 Silbergroschen, 3 Pfennig für Kollekte bei Begräbnis, Standrede und Andankung 1 Thaler, 1 Silbergroschen, 3 Pfennig
 
Das neue Schulhaus wurde 1865 gebaut, von dem die Bau-Zeichnungen erhalten blieben.
Etwa 190 Kinder wurden dort unterrichtet und in der oberen Etage befanden sich die Wohnräume und Kammern der Lehrer. Die Schulgarten- und Hofflächen reichten bis zum Mühlengraben und besaßen zahlreiche Nebengebäude, wie die Toiletten. Es blieb bis 1904 das Briesener Schulhaus. Als danach der Mühlenbesitzer Otto Meyer das alte Schul- und Küstergelände kaufte, baute er das Schulhaus als privates Wohn- und Geschäftshaus um.
Die Außenansicht blieb bis zur Zerstörung 1945, auch auf Fotos, erhalten.

Dafür wurde 1903 ein neues Schulhaus an anderer Stelle, Ecke Müllroser Straße, erbaut, 1904 eingeweiht und bis 1945 betrieben. Nach seiner Zerstörung 1945 wurde das alte Schulgebäude neu aufgebaut und als Landambulatorium genutzt. Heute ist dieses Gebäude das Briesener Ärztehaus.

 
Kersdorf hatte als eigenständiges Dorf zwischen 1811 und 1894 keine eigene Dorfschule.
Im Jahr 1894 wurde das Kersdorfer Schulhaus erbaut für 50 Kinder und eingeweiht. Es steht heute noch als privates Wohnhaus. Außerdem gab es für die Förster-, Schleusen-, und Schifferkinder rund um die Kersdorfer Schleuse und der Frankfurter Niederlage eine eigene Schule. Ursprünglich wurden sie von dem Förster am Wilhelmskrug (an der Fluth) unterrichtet, später im Barackenwohnhaus an der Schleuse. Zeitweise lebten dort neben den Wohnkolonien über 100 Kanalarbeiter. Das 1936 neu errichtete Schulhaus der Schleuse steht ebenfalls noch heute und beherbergt das Gasthaus am Rehhagen.
Als in den 50er Jahren Kersdorf in Briesen eingemeindet wurde, schlossen die alten Schulhäuser endgültig.

 
In den letzten Kriegstagen 1945 brannte das Schulhaus in Briesen vollständig nieder. Auch das Schulinventar und die Materialien wurden vernichtet. Doch bereits Ende 1945 wurde der Schulunterricht wieder aufgenommen.
Dafür nutzte man zwei ehemalige Villen. Im Jahr 1953 wurde der Grundstein für eine große Zentralschule in Briesen gelegt und1956 eröffnet.

Nun konnten in 20 Klassen bis zur 10. Klasse unterrichtet werden.
Dafür kamen zusätzlich viele Junglehrer nach Briesen, um die etwa 700 Kinder zu unterrichten.